2008 Neubauten, Studienaufträge / Projektwettbewerbe, Aarau
Reithalle
Die Ausgangslage
Der Schachen in Aarau, ein ausgedehntes Exerzier- und Festgelände im Westen der Stadt, wird mit der Regulierung des Aarelaufes auch Ort für permanente Anlagen. Nach dem Ausbau der Pferderennbahn, der Schiessanlage und des Leichtathletikstadions erfolgte 1954 der Neubau des Schwimmbades der Architekten Haefeli, Moser, Steiger aus Zürich. Weitere Bauten mit öffentlicher Nutzung folgten wie zum Beispiel die Sporthalle der Architekten Aeschbach und Felber aus Aarau, welche 1965 realisiert wurde.
Anfangs der 90er - Jahre wurde der Betrieb der Schiessanlage eingestellt bzw. nach Buchs verlegt, da diese die Lärmschutzverordnung nicht mehr erfüllten.
Das Konzept
Das Konzept für die Reithalle ist auf Wirtschaftlichkeit durch kompakte Bauweise und auf Optimierung der betrieblichen Abläufe ausgelegt.
Die Reithalle orientiert sich entlang der ehemaligen 300-Meter Schiessanlage und nimmt gleichzeitig auch Rücksicht auf die vorhandene Vegetation und die unterschiedlichen Bodenverhältnisse bedingt durch die Auffüllung des alten Aarelaufes.
Das Erschliessungskonzept
Die Zufahrt zum Areal erfolgt über die bestehende Schwimmbadstrasse. Die Parkplätze für Pw's befinden sich nördlich der Reithalle in unmittelbarer Nähe der beiden Haupteingängen. Durch diese Massnahme bleibt der rückwertige Reitbetrieb frei von störendem Verkehr.
Die Abstellplätze für Pferdetransporter befinden sich südlich der Reithalle in unmittelbarer Nähe der rück- wertigen Eingängen.
Das Erschliessungssystem bildet sowohl für Pw's als auch für Pferdetransporter einen Kreisverkehr. Diese Massnahme ermöglicht einen reibungslosen Ablauf des Verkehrs.
Die Reithalle
Die gesamten Aussenmasse des eingeschossigen Neubaus der Reithalle betragen 81.40 x 32.60m x 10.40m (Länge x Breite x Höhe). Das Flachdach (Neigung 1.5%) liegt auf 377.70 m.ü.M.
Längsseitig ist ein zweigeschossiger Einbau integriert. Dort ist die Restauration, die Treppenhäuser, ein Juryraum sowie Räume der Technik und des Gebäudeunterhalts untergebracht. Der Einbau ist in Stahlbeton und Holzbauweise ausgeführt.
Über die beiden Eingänge, welche sich unmittelbar bei den PW-Parkplätzen befinden, gelangt der Zuschauer in die Halle und geniesst bereits beim Eintreten einen herrlichen Überblick über die ganze Halle in ihrer einmaligen Grösse!
Über die beiden Treppenanlagen gelangt der Zuschauer weiter ins Obergeschoss - zur Restauration und dem Juryraum. Hier wird die Aussicht auf die Reitbahn zum Raumerlebnis!
Das gesamte Raumkonzept der Nebenräumen wie Reiterstube mit Küche, Tribüne, Juryraum, Büros und WC-Anlagen ist als sichtbares Beton-Volumen in die Halle „hineingestellt“. Dieses Volumen ist von derTrag-konstruktion der Halle losgelöst und dient lediglich als horizontale Aussteifung der Holzfachwerk-Binder.
Die Tragkonstrucktion der Reithalle ist im Sockelbereich mit grossflächigen Holzwerkstoffplatten/Formboardverkleidet. Diese sind sichtbar geschraubt und können bei Beschädigung ohne grossen Aufwand durch den Benutzer ersetzt werden. Ursprünglich als Beton-Schalungsplatte entwickelt, zeichnet sich die Fassadenplattenicht nur durch ihre Wetterfestigkeit, sondern auch durch ihr ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Die Oberfläche der 18-mm dicken Platte ist aussergewöhnlich glatt und geschlossen, die Verschmutzung wird dadurch minimiert.
Die Platte inklusive den Schraubenlöchern ist mittels Lasertechnik nach den individuellen Plänen zuge-schnitten und konfektioniert. Durch den Laserzuschnitt wird die Kanten nicht nur veredelt, sondern auch versiegelt. Das Eindringen von Flüssigkeit wird dadurch stark reduziert.
Über dem Sockel scheint das stattliche Volumen der Reithalle zu schweben. Durch die Polycarbonatdoppel-stegplatten ist die Tragkonstrucktion kaum zu erkennen.Von der Seite gesehen erscheint die Fassade flächig glänzend, bei frontaler Aufsicht zeichnet sich eine zarte, filigrane Struktur ab. Das Kunststoffmaterial lässt das Licht gefiltert ins Halleninnere, so dass es nicht blendet und eine angenehme Atmosphäre schafft.
Nachts wird die Tragstruktur durch die innen beleuchtete transluzente Fassade sichtbar. Die Reithalle wird zum Leuchtkörper.
Die senkrecht angeordneten Platten - durch Nut und Feder miteinander verbunden - sind am Fusspunkt fest eingespannt, oben lose gefasst, um thermische Längenänderungen zu ermöglichen. Von aussen unsichtbar sind die Platten mit Metallprofilen an schmale, mit Stahlstäben abgehängte Fassadenriegel geklammert.
Die Statik der Halle
Das Haupttragwerk der Halle besteht aus 15 Fachwerk-Trägern, welche über 32.00 Meter gespannt sind. Diese sind im Abstand von 5.05 Meter angeordnet und mit einem Dachgefälle von 1.5% ausgebildet.
Die 2.70 Meter hohen Fachwerke bestehen aus verleimtem Fichten-Brettschichtholz. Das Fachwerk ist auf zwei Pendel-Stützen aufgelagert. Diese sind in die Aussenwände integriert und von innen sichtbar.
Kopfseitig liegt das Sekundärtragwerk des Dachs, bestehend aus einer Rippenplatte mit einer 18mm starken
OSB-Platte und einer Rippe mit Querschnitt 60 x 180mm, auf den Giebelwänden auf.
Das Tragwerk wird in Längs- und Querrichtung mit der Dachscheibe stabilisiert. Die Halle ist ungedämmt.
Die Statik der Reiterstube mit Küche und Juryraum
Die Decke ist mit einem Hohlkasten (Verbundquerschnitt) ausgeführt. Die untere Beplankung besteht aus einer 18mm dicken, sichtbaren OSB-Platte. Die Rippen mit einem Querschnitt von 60 x 100mm, sind mit einer OSB-Platte 12mm beplankt. Die Verbundquerschnitte sind über 3.90m gespannt.
Die Decke liegt einseitig auf den 3.00 Meter hohen Aussenwandelementen auf. Auf der anderen Seite bilden Stützen das Auflager.
Die Dämmung der Decke und der Aussenwände beträgt 100mm bzw. 120mm. Damit wird eine minimale „Klimadämmung“ erreicht.
Bauherrschaft: Kavallerie- und Reitverein Aarau und Umgebung